Physisches Gold oder XETRA-Gold? Steuer, Kosten & Strategie im Vergleich

Autor: Sebastian Nagel
Lesezeit: 5 Minuten

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Steuervorteil bei physischem Gold: Nach 12 Monaten steuerfrei. XETRA-Gold unterliegt der KESt – außer bei physischer Auslieferung (teuer und aufwändig).

  • Kostenunterschied: Physisches Gold verursacht hohe Anschaffungs-, Lager- und Verkaufskosten. XETRA-Gold ist deutlich günstiger.

  • Strategieabhängig: Bei langfristig steigenden Kursen ist physisches Gold im Vorteil. Bei Seitwärtsbewegung oder aktiverem Handel überzeugt XETRA-Gold durch Flexibilität und Verlustverrechnung.


Gold ist Geld und nichts anderes.
— J.P. Morgan (1837–1913), US-amerikanischer Bankier

Zwei Wege zum Gold-Investment

Gold kann man klassisch in physischer Form oder als börsengehandeltes Wertpapier – etwa als XETRA-Gold – kaufen. Beide Varianten verfolgen denselben Zweck: Werterhalt. Doch Unterschiede gibt es bei Steuern, Kosten und Handhabung.

Physisches Gold: Steuerfrei, aber höhere Einstiegskosten

In Österreich sind Gewinne aus physischem Gold nach 12 Monaten steuerfrei. Das macht es für langfristige Anleger besonders attraktiv.

Allerdings: Der Kauf ist teuer. Ein 20g-Goldbarren der Münze Österreich kostet beim Händler SOLIT rund 1.964 €, direkt beim Hersteller hingegen 2.026 € – für denselben Barren!

Beliebter 20g Goldbarren direkt bei der Münze Österreich kaufen. Allerdings sind andere Anbieter günstger!
Münze Österreich 20g Goldbarren ist beim SOLIT Shop billiger als direkt beim Hersteller

Der beliebte 20g Goldbarren der Münze Österreich ist direkt vom Hersteller teurer als bei einem renomierten Händler, der SOLIT GmbH. Stand: Ende Mai 2025

Weitere Kosten bei physischem Gold:

  • Spread von 4–8 % (Unterschied zwischen An- und Verkaufspreis)

  • Lagerkosten von 0,5–1,6 % p.a., je nach Anbieter

  • Oft Sammelverwahrung – keine direkte Zuordnung zu einem bestimmten Barren (Ausnahme: Wertelager, z. B. bei SOLIT)

Mehr Infos zu sicheren und individuellen Lagerlösungen finden Sie in unserem Artikel zur Lagerung und Edelmetalldepots.

Foto: zlataky cz

XETRA-Gold: Kostengünstig und flexibel

Als börsengehandeltes Wertpapier ist XETRA-Gold deutlich günstiger:

  • Nur ein Preis an der Börse, kein Aufgeld

  • Bid-Ask-Spread ca. 0,02 %

  • Jährliche Gesamtkosten (inkl. Lagerung & Depot) unter 0,4 %

  • Verlustverrechnung möglich: Gewinne & Verluste mit anderen Wertpapieren verrechenbar

Nachteil: Gewinne sind steuerpflichtig (KESt), es sei denn, Sie lassen sich das Gold physisch ausliefern – was jedoch, zumindest bei der Lieferung nach Österreich, mit hohem Aufwand und Kosten verbunden ist.

Welche Anlageform ist besser?

Die Entscheidung hängt stark vom Marktumfeld und Ihrem Anlagestil ab. Zur Veranschaulichung haben wir für Sie 3 historische Szenarien analysiert:

1. Schwächephase (z. B. 1988–1998)

In dieser Phase verlor Gold im Schnitt 4,5 % pro Jahr.

In einer schwachen Phase von 1988 bis 1998 wären ANleger mit XETRA Gold besser gefahren als mit physischem Gold

Entwicklung 10.000 € in physischem Gold vs. XETRA-Gold, 1988–1998. Eigene Berechnung.

Ergebnis: XETRA-Gold ist in schwachen Phasen im Vorteil. Die niedrigeren Kosten federn den Verlust ab. Zusätzlich können Verluste steuerlich genutzt werden. Physisches Gold bietet hier keinen Vorteil.

2. Normale Phase (z. B. 2014–2024)

In dieser Zeit stieg Gold im Schnitt 6,1 % pro Jahr.

Bei einer normalen Goldpreisentwicklung sind die Steuerspareffekte von physischem Gold nach ca. 6 Jahren größer als die höheren Kosten.

Entwicklung 10.000 € in physischem Gold vs. XETRA-Gold, 2014–2024. Eigene Berechnung.

Ergebnis: Nach ca. 6 Jahren schlägt der Steuervorteil von physischem Gold durch. Für kurzfristige Anleger bleibt XETRA-Gold interessant, da sie Verlustverrechnungen bei der Kapitalertragssteuer gegebenenfalls nutzen können.

3. Stärkephase (z. B. 2002–2012)

In dieser guten Zeit stieg Gold im Schnitt 19 % pro Jahr.

Bei einem starken Anstieg von Gold lohnt sich die Anlage in physisches Gold bereits nach einem Jahr.

Entwicklung 10.000 € in physischem Gold vs. XETRA-Gold, 2002–2012. Eigene Berechnung.

Ergebnis: Schon nach weniger als 12 Monaten ist physisches Gold klar im Vorteil. Der Steuervorteil wirkt: Die Gewinne sind komplett steuerfrei, während XETRA-Gold durch die KESt stark gebremst wird.

Bei starken Kursanstiegen entfaltet die Steuerfreiheit ihre volle Wirkung – selbst höhere Kauf- und Lagerkosten wiegen nicht mehr ins Gewicht. Wer auf eine Goldrallye setzt und langfristig denkt, fährt mit physischem Gold eindeutig besser.

Annahmen für die Berechnung

  • Bid-Ask-Spread: 5 % (physisch) vs. 0,05 % (ETC)

  • Jährliche Kosten: 0,48 % (Edelmetalldepot) vs. 0,32 % (Wertpapierdepot)


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Fazit: Die Strategie entscheidet über die Wahl

1) Langfristiger Werterhalt bei steigenden Preisen: Physisches Gold (da steuerfrei nach 12 Monaten)

2) Aktives Handeln, Verlustverrechnung: XETRA-Gold (da günstig & börsennotiert)

Wer in physisches Gold investiert, sollte sich der Lager- und Versicherungskosten bewusst sein. Dafür gibt es keine laufende Besteuerung und maximale Krisensicherheit.


Hinweis:

Alle zur Verfügung gestellten Informationen (alle Ideen, Meinungen, Ansichten, Annahmen, Kommentare, Hinweise etc.) sind meine persönliche Meinung und dienen allein der Bildung und der Unterhaltung. Sie sind nicht als persönliche Anlageberatung zu verstehen.

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