Physisches Gold oder XETRA-Gold? Steuer, Kosten & Strategie im Vergleich
Autor: Sebastian Nagel
Lesezeit: 5 Minuten
Das Wichtigste auf einen Blick
Steuervorteil bei physischem Gold: Nach 12 Monaten steuerfrei. XETRA-Gold unterliegt der KESt – außer bei physischer Auslieferung (teuer und aufwändig).
Kostenunterschied: Physisches Gold verursacht hohe Anschaffungs-, Lager- und Verkaufskosten. XETRA-Gold ist deutlich günstiger.
Strategieabhängig: Bei langfristig steigenden Kursen ist physisches Gold im Vorteil. Bei Seitwärtsbewegung oder aktiverem Handel überzeugt XETRA-Gold durch Flexibilität und Verlustverrechnung.
„Gold ist Geld und nichts anderes.“
Zwei Wege zum Gold-Investment
Gold kann man klassisch in physischer Form oder als börsengehandeltes Wertpapier – etwa als XETRA-Gold – kaufen. Beide Varianten verfolgen denselben Zweck: Werterhalt. Doch Unterschiede gibt es bei Steuern, Kosten und Handhabung.
Physisches Gold: Steuerfrei, aber höhere Einstiegskosten
In Österreich sind Gewinne aus physischem Gold nach 12 Monaten steuerfrei. Das macht es für langfristige Anleger besonders attraktiv.
Allerdings: Der Kauf ist teuer. Ein 20g-Goldbarren der Münze Österreich kostet beim Händler SOLIT rund 1.964 €, direkt beim Hersteller hingegen 2.026 € – für denselben Barren!
Der beliebte 20g Goldbarren der Münze Österreich ist direkt vom Hersteller teurer als bei einem renomierten Händler, der SOLIT GmbH. Stand: Ende Mai 2025
Weitere Kosten bei physischem Gold:
Spread von 4–8 % (Unterschied zwischen An- und Verkaufspreis)
Lagerkosten von 0,5–1,6 % p.a., je nach Anbieter
Oft Sammelverwahrung – keine direkte Zuordnung zu einem bestimmten Barren (Ausnahme: Wertelager, z. B. bei SOLIT)
Mehr Infos zu sicheren und individuellen Lagerlösungen finden Sie in unserem Artikel zur Lagerung und Edelmetalldepots.
Foto: zlataky cz
XETRA-Gold: Kostengünstig und flexibel
Als börsengehandeltes Wertpapier ist XETRA-Gold deutlich günstiger:
Nur ein Preis an der Börse, kein Aufgeld
Bid-Ask-Spread ca. 0,02 %
Jährliche Gesamtkosten (inkl. Lagerung & Depot) unter 0,4 %
Verlustverrechnung möglich: Gewinne & Verluste mit anderen Wertpapieren verrechenbar
Nachteil: Gewinne sind steuerpflichtig (KESt), es sei denn, Sie lassen sich das Gold physisch ausliefern – was jedoch, zumindest bei der Lieferung nach Österreich, mit hohem Aufwand und Kosten verbunden ist.
Welche Anlageform ist besser?
Die Entscheidung hängt stark vom Marktumfeld und Ihrem Anlagestil ab. Zur Veranschaulichung haben wir für Sie 3 historische Szenarien analysiert:
1. Schwächephase (z. B. 1988–1998)
In dieser Phase verlor Gold im Schnitt 4,5 % pro Jahr.
Entwicklung 10.000 € in physischem Gold vs. XETRA-Gold, 1988–1998. Eigene Berechnung.
Ergebnis: XETRA-Gold ist in schwachen Phasen im Vorteil. Die niedrigeren Kosten federn den Verlust ab. Zusätzlich können Verluste steuerlich genutzt werden. Physisches Gold bietet hier keinen Vorteil.
2. Normale Phase (z. B. 2014–2024)
In dieser Zeit stieg Gold im Schnitt 6,1 % pro Jahr.
Entwicklung 10.000 € in physischem Gold vs. XETRA-Gold, 2014–2024. Eigene Berechnung.
Ergebnis: Nach ca. 6 Jahren schlägt der Steuervorteil von physischem Gold durch. Für kurzfristige Anleger bleibt XETRA-Gold interessant, da sie Verlustverrechnungen bei der Kapitalertragssteuer gegebenenfalls nutzen können.
3. Stärkephase (z. B. 2002–2012)
In dieser guten Zeit stieg Gold im Schnitt 19 % pro Jahr.
Entwicklung 10.000 € in physischem Gold vs. XETRA-Gold, 2002–2012. Eigene Berechnung.
Ergebnis: Schon nach weniger als 12 Monaten ist physisches Gold klar im Vorteil. Der Steuervorteil wirkt: Die Gewinne sind komplett steuerfrei, während XETRA-Gold durch die KESt stark gebremst wird.
Bei starken Kursanstiegen entfaltet die Steuerfreiheit ihre volle Wirkung – selbst höhere Kauf- und Lagerkosten wiegen nicht mehr ins Gewicht. Wer auf eine Goldrallye setzt und langfristig denkt, fährt mit physischem Gold eindeutig besser.
Annahmen für die Berechnung
Bid-Ask-Spread: 5 % (physisch) vs. 0,05 % (ETC)
Jährliche Kosten: 0,48 % (Edelmetalldepot) vs. 0,32 % (Wertpapierdepot)
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Fazit: Die Strategie entscheidet über die Wahl
1) Langfristiger Werterhalt bei steigenden Preisen: Physisches Gold (da steuerfrei nach 12 Monaten)
2) Aktives Handeln, Verlustverrechnung: XETRA-Gold (da günstig & börsennotiert)
Wer in physisches Gold investiert, sollte sich der Lager- und Versicherungskosten bewusst sein. Dafür gibt es keine laufende Besteuerung und maximale Krisensicherheit.
Hinweis:
Alle zur Verfügung gestellten Informationen (alle Ideen, Meinungen, Ansichten, Annahmen, Kommentare, Hinweise etc.) sind meine persönliche Meinung und dienen allein der Bildung und der Unterhaltung. Sie sind nicht als persönliche Anlageberatung zu verstehen.